· 

Das Fest

Als wir am frühen Morgen von unserer Bergtour zurückkommen, genehmigen wir uns als erstes eine heiße Dusche, um die kalten Knochen aufzuwärmen. Dann frühstücken wir und schlafen im Anschluß bis Mittag. Wir haben Nachholbedarf. Unser Guide Juli erzählte uns, während unseres nächtlichen Ausfluges von dem hiesigen Fisch. Diesen gäbe es nur hier in dem See und wir müssten ihn unbedingt versuchen. Gegrillt eine echte Köstlichkeit. Würden wir gerne, aber gegenüber ist nur das Restaurant mit der dreierlei Auswahl vom Imbiss. Juli sagt sofort, wenn wir wollen, besorgt er uns später den Fisch auf dem Markt und Wayan könne ihn uns grillen. Wayan willigt ein, denn sie planen sowieso eine kleine Grill-Party am Abend. Ihr Sohn Sunyan, mein minderjähriger Mopedfahrer, feiert mit seinen Freunden seinen Schulabschluss. Das trifft sich gut. Nachdem wir ausgeschlafen haben, üben wir Qigong, sonnen und entspannen ein wenig. Es ist ein wundervoller Platz, wir fühlen uns hier wie zuhause (*wenn nur dieses elendige Fliegenproblem nicht wäre) Am frühen Nachmittag ruft uns der 15jährige Sunyan, wir könnten kommen, die Party beginnt. Wir klettern über eine Hühnerleiter nach oben auf die nächste Gartenterrasse wo das Fest steigen soll. Es sind 5 weitere Kids dort, die ausgelassen, wie aufgescheuchte Hühner tanzen, lachen und herumalbern. Sie haben eine große Wolldecke auf der Erde ausgebreitet, als Sitzgelegenheit. An der Seite steht eine Schubkarre, in der sie mit Petrolium und Holz ein Feuer entfachen. Das ist der Grill? Ich glaub’s ja nicht. Wie klasse ist das denn? Sie legen ein halbes Hähnchen auf den selbstgebauten Grill und fragen, was wir trinken wollen. Bier? Sunyan flitzt mit dem Moped los und kommt ein paar Minuten später mit einer ganzen Tüte voller Bierflaschen zurück. Sie dürfen heute auch ein wenig Bier trinken. Sie grillen ein Händl nach dem anderen und lagern die fertig gebratenen auf auf einem Teller im Schatten. Hatte ich schon die Fliegenplage erwähnt? Auch das provisorische Abdecken mit einem Stück Pappe hilft da wenig. Sie fragen uns gut gelaunt auf englisch aus und freuen sich über ein paar neu gelernte deutsche Wörter. Dann kommt Wayan mit Ehemann dazu. Sie hat Gemüse und Reis, eine Soße und Nudeln zubereitet, die nun auf der Mitte der Decke platziert werden. Fischchips gibt es auch dazu, wie fast überall und bei jedem Essen hier in Bali. Teller werden verteilt und mittlerweile liegen auch unsere Fische auf dem Grill. Dann kommt Juli, unser Guide mit Ehefrau und Kind hinzu, den wir ebenfalls eingeladen haben. Nach und nach bereitet die Gesellschaft immer mehr Leckereien  auf dem Grill zu und das Festmahl kann beginnen. Moment da fehlt was. Wo ist denn das Besteck? Und schon sehe ich wie Calina neben mir mit der Hand in die Reisschüssel langt und sich einen Klumpen auf den Teller legt. Dann greift sie beherzt nach dem Huhn und reißt sich ein Stück vom Fleisch heraus. Zum Schluß schiebt sie sich mit der Handkante etwas Soße darüber, vermatscht alles mit den Fingern und stopf sich ihr Essen mit triefenden Fingern in den Mund. So ist das also. Alle greifen mit den Händen zu und essen genüßlich. Aus den Augenwinkeln sehe ich unsere Fische umringt von tausenden Fliegen. Das ist hier wirklich ein echtes Problem. Sie sitzen ständig und überall in Scharen nicht nur auf den Lebensmitteln sondern auch auf deinem Körper und lassen sich nur schwer verscheuchen. Ich zucke ruckartig und schüttele mich im Sekundentakt als wäre ich nervenkrank, um die Mistviehcher irgendwie abzuschütteln. Nebenbei versuche ich noch mein Essen zu verteidigen und keine versehentlich mitzuessen. (*Wenn du noch kein starkes Immunsystem hast, bekommst du hier die Chance) Ich fange an zu essen, da bemerkt Wayan mein Zögern und rennt los um Besteck für uns zu holen. Mit dem Fisch komme ich mit Messer und Gabel deutlich besser zurecht. Wayan erklärt uns, dass der Verzehr mit den Fingern viel genussvoller sei. Ich denke da ist was dran.

Wir fühlen uns in die Familie integriert und sauwohl. Es wird ein unvergesslicher Abend für uns. Kurz bevor es dunkel wird, beginnen die Jugendlichen alles aufzuräumen und sauber zu machen - ungefragt! Im Nu ist alles erledigt und die Party zu Ende. 

Wir gehen glücklich in unser Haus zurück. Ein bisschen tut mir die Abreise am nächsten Tag leid. Es hat mir so gut hier gefallen, aber die Fliegen hätte ich keinen Tag länger ertragen. 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0